Zugegeben, so richtig weit raus aus Berlin muss keiner fahren, um in der Umgebung der Hauptstadt gut zu essen. Zwei meiner Entdeckungen aus dem letzten Jahr stehen jedes Mal wieder im Genussführer von Slow Food, zu diesen beiden fährt man nicht mal eine Stunde raus und ist dann ganz und gar auf dem Land. Ein bisschen weiter ist es zu meinem Gastrotipp im Spreewald, der schon für sich immer einen Ausflug wert ist.
Das kleine Brandenburger Dorf Linum nördlich von Berlin in der Nähe von Fehrbellin lockt Naturfreunde zum Beobachten von Kranichen und Störchen. Menschen, die gern regional, saisonal und frisch essen, lockt es ins Café & Restaurant Kleines Haus von Frank Buthmann, direkt an der Hauptstraße – eine dicke Empfehlung im Genussführer von Slow Food Deutschland. 2009 hat Frank den Sprung aufs Land gewagt, nach Stationen z.B. in Kolja Kleebergs VAU
und dem Weinstein in Prenzlauer Berg. In Linum kocht er Slow Food pur, bezieht alle Zutaten aus seinem Dorf und Umgebung und – hat auf seiner Website keine Speisekarte! Skandal, meinen vielleicht einige – die meisten der anderen lassen sich aber darauf ein, was der Küchenchef ihnen spontan und frisch anbietet. Und sind dann eigentlich fast immer begeistert. Das waren wir auch vom 10-Gänge-Spargel-Menü im Mai 2016: Ob fermentierter, blanchierter oder klassisch gegarter Spargel, ob als Salat, Suppe, zum Käse oder im Dessert, ganz große Klasse! Und zum Abschluss gab es sogar einen Spargelschnaps. Übrigens lohnt auch im Winter ein Ausflug nach Linum, dann öffnet das Kleine Haus von Freitag bis Sonntag.
Nauener Str. 58, 16833 Linum, Tel 033922. 908 55, geöffnet im Sommer Mi und Do 12-18 Uhr, Fr bis So, feiertags 12-21 Uhr, Hauptspeisen 17-22 Euro,
Rausfahren, weit ins Feld und in den Wald gucken, dabei ein paar Pferden zuschauen… Idylle pur ist ein Ausflug in die Landlust Körzin bei Beelitz. Allerdings ohne Navi schwer zu finden, bei unserer Fahrt „in den Süden“ war sogar noch ein Anruf im Restaurant nötig. Aber die Mühe wert! Eigentlich war es ja zunächst „nur“ ein Hofladen, den Ulrike Laun mit ihrem Mann vor gut 10 Jahren eröffnete, dann kam das liebevoll eingerichtete Restaurant mit Terrasse
dazu. Auch im aktuellen Slow Food Genussführer konnte es seinen Platz wieder behaupten. Die saisonale Speisekarte wechselt wöchentlich, die Zutaten kommen aus dem eigenen Garten und von regionalen Erzeugern. Uns schmeckten bei unserem Ausflug der „Ceasars Salad“ mit gebratenem Fisch, eine Schwarzbrot-Ziegenkäse-Torte und Matjes-Variationen. Aktuell stehen z.B. Süppchen vom Beelitzer Spargel mit gerösteten Pinienkernen und Weinbergpfirsich und Fläminger Rehrücken mit würzigem Rind, Trüffelgnocchi, gebratenem Spargel, Spinat und Pfifferlingen auf der Karte. Die wechselt Ulrike Laun wöchentlich, mit all ihrer Kreativität ist sie auch Mitglied des Vereins „Brandenburg unter Dampf“. Ach ja, und für das Wild aus nächster Nähe ist Gatte Stefan verantwortlich, der ist Jäger.
Körzin 19, 14547 Beelitz, Tel 33204. 601 71, geöffnet Fr 13-21 Uhr, Sa 12-21 Uhr, So 12-16 Uhr, Hauptspeisen 14-32 Euro,
Das Gute an der Kolonieschänke in Burg ist, dass es sich dort nicht nur gut essen, sondern im angeschlossenen Biohotel auch gleich sehr angenehm übernachten lässt. Dass die hübsche Kolonieschänke schon mindestens 100 Jahre, wahrscheinlich aber viel mehr, auf dem Buckel hat, ist dem ersten und einzigen Biorestaurant im Spreewald schon von außen anzusehen. Dann die erste Überraschung im Hier und Jetzt: der schön gedeckte Sommergarten, der bei schönem Wetter immer freitags bis
sonntags ab 12 Uhr öffnet. Drinnen dann das nächste Wow, einladende Gastlichkeit auf dem rundum gehenden Balkon, der gleich Lust auf ein üppiges Gelage eine Etage tiefer macht. Auf der aktuell frühlingshaften Speisekarte lässt auch der Spreewald grüßen: Leinöl im Dressing vom Spreewaldsalat mit Apfelessig und Quinoa Popcorn, Zanderfilet vom Spreewaldfischer mit Weißweinsauce, rotem Hummus und Blattspinat, Spreewaldplinse mit Apfelmus und Vanilleeis als süßen Abschluss.
Ringchaussee 136, 03096 Burg, Tel 035603. 68 50, geöffnet täglich 18-21.30 Uhr, Hauptspeisen 14,50-28 Euro,